Wenn der Beruf zum Alptraum wird
Einfühlsam, Praxis der Psychomotorik
Praxis Du Psychomotorik, Heft 1/99
Wenn der Beruf zum Alptraum wird: Traumatische Erfahrungen in der Krankenpflege
Huub Buijssen
1997, 137 S., br, ISBN 3-621-27358-1, DM 34,00, Beltz/PVU, Weinheim
Krankenschwestern und -pfleger werden häufig mit Ereignissen konfrontiert, die sich auf der Schwelle zwischen Leben und Tob abspielen.
Daraus wird oft fälschlicherwiese abgeleitet. Daß in der Krankenpflege Tätige „immun“ gegen psychische Belastungen seien.
Huub Buijssen läßt sehr einfühlsam Betroffene zu Wort kommen, die über berufliche Erfahrungen sprechen, die sie äußerst mitgenommen haben. Es wird eine Anleitung zur Selbsthilfe beschrieben, wie man mit solchen traumatischen Erfahrungen umgehen kann.
Hilfe für traumatisierte Helfer, Stuttgarter Zeitung Hilfe für traumatisierte Helfer
Stuttgarter Zeitung ( 02-12-1997)
Schweigen ist am schlimmsten
Für Kranken- oder Altenpfleger gehören Leiden und Tod zum Alltag. Deshalb meinen viele Menschen – darunter Klinikverwaltungen und auch viele Pflegekräfte selbst-, die müßten damit sozusagen als Berugsrisiko gut umgehen können, sie „locker wegstecken“ oder dagegen immun sein. Doch unter den Menschen in Heilberufen sind oft die pflegenden denjenigen am nächsten, die sie versorgen: sie verbringen viel Zeit mit Patienten oder Heimbewohnern, komen ihnen körperlich nahe, sind Ansprechpartner und oft die ersten, die Krisensituationen mitbekommen und sich zuständig oder verantwortlich fühlen. Und deswegen sind solche Krisen – wenn ein Patient unerwartet und tragisch stirbt, Selbstmord begeht oder Notfallsituationen bewältigt werden – oft enorme psychische Belastungen, die noch lange nachwirken.
In vielen Kliniken gibt es niemanden, mit dem pflegekräfte über traumatische Erfahrungen sprechen können, selbst im Stationsteam werden sie oft totgeschwiegen – zum Beispiel aus Angst, vor den Kollegen als „Weichling, der nicht für diesen Beruf geeignet ist“, dazustehen. Diese Hilflosigkeit der Helfer gegenüber ihren eigenen Schwierigkeiten macht für viele die Arbeit zum Alptraum. Manche werden dadurch psychisch krank oder berufsunfähig. Huub Buijssen, Psychologe in einer psychiatrischen Klinik in den Niederlanden, hat ein einfühlsames Buch über Krisen und Schwierigkeiten von pflegenden geschrieben. Im ersten Teil berichten Betroffene über schlimme Erfahrungen, die sie aus dem Gleichgewicht gebracht haben, oder Situationen, in denen die das Gefühl hatten, versagt zu haben.
Oft hilft es den Lesern wohl schon, zu wissen, daß andere ähnlich empfinden wie sie selbst. Im zweiten Teil beschreibt Buijssen einige Strategien, wie Pflegekräfte traumatische Erlebnisse bewältigen können. Sowohl für Betroffene wie auch für Kollegen und Angehörige sind diese Ratschläge gedacht. Sehr deutlich macht der Psychologe klar, daß es die schlechteste aller Varianten ist, zu schweigen und zu hoffen, daß jemand sich an das Trauma gewöhnt oder „abgehärtet wird“. Aus diesen Gründen ist der Ratgeber auch ein nachdrückliches Plädoyer für die Einrichtung von Nachbetreuungsteams oder Gesprächangeboten für die Mitarbeiter von Kliniken und Pflegeheimen. Ein Ratgeber für den schweren Berufsalltag.
Sis
Huub Buijssen: Wenn der Beruf zum Alptraum wird: Traumatische Erfahrungen in der Krankenpfege,
Belt-Verslag Weinheim/Bergstraße, 28,00 Mark.
Recensie, Wenn der Beruf zum Alptraum wird, Altenpflege Huub Buijssen:
Wenn der Beruf zum Alptraum wird, Altenpflege
Das Pflege personal kann jederzeit, bedingt durch den Beruf, aus verschiedensten Gründen in Situationen gelangen, die als persönlich traumatisch angesehen und nur sehr schwer oder gar nicht verarbeitet werden können. Es geht nicht um den permanenten Alltagsstreß, dem man ausgestzt sein kann, sondern um Einzelereignisse, die der Autor aus einer Umfrage und aus einschlägiger Literatur sammelte. Um Geschehnisse, die einzelne Personen psychisch traumatisieren und zum Dauerdruck, zum Alptraum werden. In Allgemeinverständlicher Weise, ohne überzogenes Fachkauderwelsch, werden Erläuterungen zur Hilfe und Selbsthilfe gegeben. Checklisten zur Selbstbewältigung und zur Erkennung der Grenze zur Notwendigkeit professioneller Hilfe können Krisensituationen entschärfen helfen. Auch Tips zum Aufbau und zur Arbeitweise eines Nachbetreuungsteams in einer Institution fehlen nicht. Scheint der Preis des Büchleins etwas konträr zum Umfang, so macht doch der Inhalt einiges wett. Denn die Fallbeispiele können gut alleine und in Gruppen zu Diskussion und Eigenreflxion anregen, um sich anhand dessen auf gewisse Ernstfälle im eigenen oder fremden Umfeld vorzubereiten.
Werner Kraus
Recensie, Auch Helfer brauchen Hilfe, Frankfurter Allgemeine Auch Helfer brauchen Hilfe
Frankfurter Allgemeine (14-10-1997)
Krankenpfleger sind oft enormen psychischem Steß ausgesetzt und müssen meistens allein damit fertigwerden. Zu diesem Ergebnis kommt der niederländische Psychologe Huub Buijssen, der über dieses Thema jetzt ein Buch geschreiben hat (Wenn der Beruf zum Alptraum wird, Beltz-Verlag, 28 Mark). Jeder, der als patient einmal kürzere oder längere Zeit in einem Krankenhaus gewesen ist, wird wissen, wie wichtig die Pflege ist. Das Pflegepersonal muß nicht nur die Last der oft aufwendigen körperlichen Versorgung tragen und unter erheblichem zeitlichem Druck damit fertigwerden. Da sie es täglich mit den praktischem Nöten zu tun haben, sind sie auch oft Ansprechpartner, wenn es um seelische probleme der Patienten geht. Mit dieser Last aber, so der niederländische Autor, würden sie allein gelassen.
Der niederländische Autor fordert Hilfe für Pfleger, die damit überfordert sind. Diese Hilfe aber Müßte auch auf Ärzte ausgedehnt werden. Psychologische Hilfe für Mitarbeiter im Krankenhaus ist aber immer noch viel zu selten.